Die Gastronomie von San Sebastian ist verblüffend vielfältig. Selbst im Zentrum gibt es noch kleine Restaurants, in denen einfache 3-Gänge-Menues für EUR 7,50 geboten werden. Für EUR 15,00 wird durchaus gutes Essen serviert. Direkt nebenan gibt es Restaurants der gehobenen Klasse mit teilweise internationalem Ruf. Die Provinz Guipuzkoa hat weltweit die meisten Michelin-Sterne pro qkm.
Die Theken in den meisten Bars stehen voll mit Tellern mit kleinen Happen, den sogenannten "Pintxos". Auf Weissbrotstücken werden alle denkbaren Leckereien arrangiert und mit einem Holzstückchen, dem "Pin" fixiert. Kenner wissen, welcher Wirt welche Pintxos am besten zubereitet und planen ihre Runde durch die Stadt entsprechend. Eine Bar, die keine Pintxos anbietet, muss sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um überleben zu können.
Etwas gewöhnungsbedürftig: Aschenbecher stehen nicht selbstverständlich auf den Tresen. Es ist völlig normal, Asche, Kippen, Pintxo-Pinne und Servietten auf den Boden fallen zu lassen, wo sie mehr oder weniger regelmässig weggekehrt werden.
Die Donostiarrak verstehen unter "ausgehen" etwas völlig anderes als wir. Wenn wir uns in einem Lokal hinsetzen und in Ruhe essen, und eventuell zum Trinken in ein anderes wechseln, flanieren die Donostiarrak durch ihre Altstadt, nehmen mal hier ein Bier oder einen Wein in einer Kneipe, spazieren weiter, gehen auf einen Pintxo in die nächste, bleiben hier auf Schwätzchen hängen, trinken dort einen Kaffee... So sind die Strassen ständig voller Leben, und in den winzigen Kneipen herrscht mehr Kommen und Gehen, als Sitzen und Trinken.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Dieser Text entstand in der Bar "Altxerri", einem typischen Jazzkeller. Hier kommt mensch schnell rein, aber nicht so schnell wieder raus. Der Laden ist nach einer prähistorischen Höhle zwischen Donostia und Zarautz benannt und hat auch eine ähnliche Wirkung.
Das "Help" ist ein nettes Frauencafe. Die eloquente, resolute, rothaarige Inhaberin würde in keinem deutschen Frauenbuchladen auffallen. Quirlig und unermüdlich quatscht sie mit ihren Stammkundinnen und verteilt Tips und Tricks. Hier gibt es keine Pintxos, sondern Snacks und Gebäck.
Das "Ambrosio" ist eine klassische Bar an der Plaza de Constitucion. Hier kommen die Menschen vom Viertel mal eben auf einen Kaffee, eine "caña" Bier, oder einen Wein herein, nehmen noch ein Pintxo oder auch nicht, und sind schnell wieder weg. Der Milchkaffee ist Klasse!
Direkt daneben ist das "Hamabost". Zu Deutsch: "15". Der Name ist die Hausnummer auf baskisch. Auch hier zeigt sich dem aufmerksamen Besucher schnell, auf welcher Seite der Wirt und seine Stammgäste stehen. Spanische Schilder und Plakate sind kaum zufinden. Die ortsübliche Mischung aus Papier und Kippen auf dem Boden wird hier durch die Schalen der Erdnüsse ergänzt, die der Wirt zum Bier reicht.
Ein anderer interessanter Laden ist das "Billardcafé". In einem schönen, hellen Nebenraum im Keller stehen drei Pool-Billard-Tische. Der Nachteil: Die Bar schliesst um Mitternacht.
Und überhaupt: Öffnungszeiten!